Interview Mara Stadick

Hallo zusammen :),


heute stellen wir euch wieder eine Autorin näher vor. Wir haben dieses Mal ein Interview mit Mara Stadick geführt.


Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen der Befragung und Kennenlernen der Autorin ;-).


Liebe Grüße


eure Jekranta-Lesefreunde

Interview

Liebe Mara,

vielen Dank, dass du dich heute unserem Interview stellst und einige Fragen beantwortest. Zwei deiner Kurzgeschichten-Bücher, durfte ich (Kristina) bereits lesen: „Was wir nicht sehen“ und „Date im Dunkeln 1 + 2“. Die erste Geschichte dazu findet man auch bei „Was wir nicht sehen“. Aber nun möchten wir etwas mehr über die Autorin hinter den Geschichten kennenlernen. Los geht es mit unserer Fragerei ;-).

 

  1. Deine Kurzgeschichten in „Was wir nicht sehen“ handeln ja hauptsächlich um Dates von Leuten, die sich überhaupt nicht kennen und ihren erotischen Fantasien dann freien Lauf lassen. Wie bist du auf diese Geschichten gekommen bzw. was hat dich inspiriert?

     

    Es ist zwar schon einige Jahre her, aber ich habe auch mal als Single in Berlin gelebt. Damals kam das mit den Internet-Kontaktbörsen und dem Chatten gerade so richtig auf. Gerade in den Großstädten ist ja eine ganz starke Vereinzelung und Vereinsamung der Menschen zu beobachten. Diese Kontaktaufnahme über Internet kann das noch verstärken, indem es sich die Menschen einfach machen und diesen geschützten virtuellen Raum gar nicht mehr verlassen oder bei möglicherweise folgenden realen Treffen gar nicht mehr in der Lage sind, sich auf einen anderen Menschen in der Wirklichkeit einzulassen. Andererseits kann das Chatten auch ein guter Weg sein, um auf schnellem Weg neue Menschen kennenzulernen. Ich wollte in meinen Geschichten bewusst auch mal einen anderen Umgang mit diesem Medium ausprobieren. Viele Menschen nutzen es, um andere Menschen möglichst schnell abzuchecken und auszusortieren, wenn sie nicht in ihr Profil passen. Das verstärkt noch unser Schubladen-Denken, das uns manchmal den Blick auf die wirklich interessanten Menschen versperrt. Vor allem wird oft nach dem Äußeren des Gegenübers geurteilt. Die Protagonisten meiner Geschichten versuchen sich auf den anderen einzulassen, ohne ihn abgecheckt zu haben, ja sogar ohne ihn gesehen zu haben. Mich hat interessiert, ob das ein Weg sein kann, jemanden anders und vielleicht intensiver kennenzulernen. Aber meine Protagonisten haben auch ihre Grenzen. Ich wollte sie so authentisch zeigen wie nur möglich und daher haben sie auch so ihre Schwierigkeiten mit diesem Experiment.

     

  2. Hast du selbst vielleicht schon einmal ein besonderes Date erlebt von dem du uns berichten möchtest?

     

    Meine Geschichten sind, wie vermutlich bei jeder Autorin, immer eine Mischung aus realen Erlebnissen und meiner zugegebenermaßen oft sehr ausschweifenden Phantasie. Welcher Teil davon was ist, fällt unter das Autorengeheimnis. Aber wie neulich eine Kollegin (Stephanie Bart) sehr treffend sagte: „Man muss nicht in der Pfanne gelegen haben, um über ein Schnitzel zu schreiben.“

     

  3. Sind die Kurzgeschichten deine ersten richtigen Veröffentlichungen in deinem Autorenleben?


    Ja, wenn man die Kindergeschichten, die ich Mitte der 90er Jahre für den Süddeutschen Rundfunk geschrieben habe, nicht mitzählt, sind das meine ersten Veröffentlichungen. Und das war so gar nicht mal geplant. Ich wollte eigentlich immer den Roman veröffentlichen, an dem ich gerade schreibe. Aber dann wurde es mir mit meinem Schreiben im stillen Kämmerlein nach Jahren einfach zu eng und ich habe angefangen in meinem Freundeskreis diese Erzählungen zu lesen. Der Freundeskreis wurde immer größer und irgendwann kam ich so zu meiner Verlegerin.

     

  4. Wie hast du deine Leidenschaft fürs Schreiben gefunden und wie bringst du deine Ideen zu Papier? Gibt es da eine bestimmte Reihenfolge in der du eine Geschichte aufschreibst?

     

    Bei Erzählungen schreibe ich meistens einfach drauf los und überarbeite sie dann in endlosen Schleifen, indem ich immer wieder alle mögliche ändere, bis es mir einigermaßen gefällt. Dann lese ich im Freundeskreis vor und überarbeite daraufhin wieder. Irgendwann erhält das dann meine Lektorin und ich überarbeite solange, bis auch wir uns einig sind, dass es jetzt gut ist.

    Bei dem Roman, den ich jetzt schreibe, gab es im Vergleich dazu eine sehr lange Vorarbeit. Ich habe jahrelang recherchiert und zahlreiche Interviews geführt. Und ich habe erst angefangen zu schreiben, als das Handlungsgerüst ziemlich detailliert feststand, inklusive einem geographischen Plan und einer Figurenliste. Im Moment versuche ich jeden Monat ein Kapitel zu schreiben, schicke dieses dann an über 200 Testleser und fange nach deren Feedback mit den Überarbeitungen an.

     

  5. Hast du eine bestimmte Zeit am Tag die du zum Schreiben nutzt? Wie sieht dabei dein Arbeitstag aus?

     

    Da ich drei kleine Kinder habe, muss ich  meine Arbeitszeit ganz nach dem Familienalltag ausrichten. Das heißt leider auch, dass ich generell längst nicht so viel Zeit zum Schreiben habe, wie ich mir wünschen würde. Aber andererseits bin ich dadurch auch gezwungen effektiv zu sein und meine Zeit nicht zu vertrödeln. Ich schreibe meistens morgens, wenn die Kinder aus dem Haus sind bis mittags. Aber auch das schaffe ich nicht jeden Tag. Der Nachmittag gehört den Kindern und dem Haushalt. Und wenn die Kinder dann abends im Bett sind, schalte ich  mein Laptop nochmal an, bis mir die Augen zufallen. Richtige Freizeit habe ich dadurch schon seit Jahren nicht mehr. Ich komme kaum mal dazu ein Buch zu lesen oder einen Film zu sehen und treffe mich viel zu selten mit Freunden. Aber andererseits ist das Schreiben für mich auch ein Segen und hilft mir gut durch die stressigen Phasen meines Alltags zu kommen.

     

  6. Hast du schon ein neues Projekt, worauf man sich freuen kann?

     

    Ja, auf jeden Fall: mein Herzensprojekt! Ich schreibe im Moment an meinem oben bereits erwähnten Roman „Seidarap“. Er soll im Sommer 2015 fertig werden.

    Dieser Roman ist ein Buch über das Leben in Gemeinschaft. Ich beschäftige mich schon lange mit der Frage, wie wir heute leben wollen. Das Gemeinschaftsleben ist eine Möglichkeit, sich mit anderen zusammen für ein gutes Leben zu engagieren und seine Träume zu verwirklichen. Ich wollte wissen, wie das ist, in Gemeinschaft zu leben: früher in den 68er Jahren und heute. Ich habe für diesen Roman einige Jahre recherchiert und mit vielen Menschen lange Interviews dazu geführt.

    Und weil das nicht nur ein Buch über das Leben in Gemeinschaft werden soll, sondern ich auch meinen Leserinnen und Lesern die Möglichkeit geben will, an seiner Entstehung teilzuhaben, gibt es mittlerweile über 200 Testleser und –leserinnen, die mich unterstützen und mir zu den einzelnen Kapiteln, an denen ich gerade schreibe, Feedback geben.

    Außerdem läuft zu dem Buch gerade eine Crowdfunding-Kampagne unter www.startnext.de/seidarap. Dort kann man auch in den Song zum Roman reinhören und das Video dazu ansehen. So kann mich jetzt jeder unterstützen und mithelfen, dass aus meinen Ideen am Ende ein richtig gutes Buch wird. Eine ausführlichere Inhaltsangabe findet sich unter www.autorin-marastadick.de/buecher/romane/seidarap/. Und wer sich bei Startnext als mein Fan einträgt, dem schicke ich gerne die ersten beiden Kapitel zu. Dann kann jeder selbst beurteilen, ob er mich unterstützen will.

              

  7. Gerne würden wir auch ein bisschen mehr von dir als Person erfahren :-). Wie würdest du dich jemanden beschreiben (charakterlich beispielsweise), den du noch gar nicht begegnet bist?

     

    Eigentlich bin ich, wie viele Schriftsteller, ein eher zurückhaltender Mensch und schreibe unter anderem deshalb, weil ich mich schriftlich besser ausdrücken kann als mündlich. Andererseits bin ich auch ein sehr offener und ehrlicher Mensch und sage geradeaus, was ich denke. Nicht alle Menschen können damit umgehen.

    Ich habe gerne andere Menschen um mich herum, brauche aber auch meinen eigenen Raum und meine Ruhezeiten. Zum Schreiben natürlich sowieso. Zum Glück habe ich ein Dachzimmer, wo der Alltagstrubel relativ weit weg ist.

    Was Beziehungen angeht, bin ich sehr verlässlich und beständig. Daher habe ich auch einen ziemlich großen Freundeskreis. Ich schätze es sehr, wenn man Beziehungen auch über Entfernungen und über zeitlich große Abstände aufrecht erhalten kann. Wenn ich sie wirklich brauche, kann ich meine guten Freunde spätabends anrufen, auch wenn wir ein Jahr lang nichts voneinander gehört haben, und sie sind für mich da.

    Ansonsten bin ich ein Organisationstalent, wie viele Mütter mit mehreren Kindern. Früher habe ich in vollen Bars die Gläser jongliert, heute jongliere ich zwischen Kindern, Mann, Haushalt und Beruf(ung).

     

  8. Was ist deine liebste Beschäftigung neben dem Schreiben? Gibt es ein besonderes Hobby?

     

    Mein einziges Hobby ist das Schreiben. Und ich hoffe, dass ich bald so viel Geld damit verdiene, dass ich wenigstens ein bisschen davon leben kann, das Schreiben also zum Beruf wird.

    Sonst gibt es für mich eigentlich keine Hobbys. Der Begriff Hobby impliziert für mich, dass es dabei um eine Tätigkeit geht, die reiner Zeitvertreib ist. Für mich hat aber alles, was ich tue, einen Sinn; vor allem den Sinn gesund, glücklich und nachhaltig zu leben.

    Ich beschäftige mich zum Beispiel viel mit Ernährung. Seitdem ich acht Jahre alt bin, lebe ich als Vegetarierin und esse vollwertig. Seit einiger Zeit bemühe ich mich meine Küche überwiegend auf vegan umzustellen. Der Genussfaktor spielt dabei für mich eine große Rolle. Seitdem wir einen großen Garten haben, beschäftige ich mich auch mit Selbstversorgung im Sinne der Permakultur.
    Ich bewege mich gerne und viel, am liebsten draußen in der Natur, laufend oder mit dem Fahrrad.
    Und angetrieben durch mein Psychologiestudium beschäftige ich mich viel mit (gewaltfreier) Kommunikation, mit dem Zusammenleben der Generationen, mit der Entwicklungspsychologie (vor allem bei Kindern).

     

  9. Gibt es ein Buch, das du gelesen hast und das du uns unbedingt empfehlen möchtest?

     

    Ich habe so viele Lieblingsbücher, dass es mir jetzt unfair vorkommt, mich für eines entscheiden zu müssen.

     

     

  10. Da die Frankfurter Buchmesse bevorsteht, wüssten wir gerne zum Abschluss, ob man dich auch auf irgendwelchen Buchmessen antreffen kann? :-)

     

    Im Moment trifft man mich weder auf Messen noch bei Lesungen an, da ich versuche, mich voll auf das Schreiben zu konzentrieren.

Nochmals vielen Dank für das Interview.


Bücher von Mara Stadick

Buch: Date im Dunkeln 1+2

Autor/in: Mara Stadick
Verlag: neobooks Self-Publishing
Seitenanzahl: 68
ISBN: 978-3-8476-9315-4
Internetseite des Verlags: http://www.neobooks.com/werk/33147-date-im-dunkeln.html


Inhalt:

Susanne und Tristan lernen sich beim Chatten im Internet kennen und wagen das Spiel der Liebe. Allerdings spielen sie nach ihren eigenen Regeln und erschaffen sich ihre eigene Realität. Wie nah werden sie sich kommen und wohin wird sie das führen?


Tristan, der sich seinen Namen nach dem Ritter aus dem mittelalterlichen Roman „Tristan“ von Gottfried von Straßburg gegeben hat, und Sam (eigentlich Susanne) begegnen sich im Internet, in einem Chat. Sie unterhalten sich über ihr Leben, über den Tristan-Roman und ihre Vorstellungen von menschlichem Miteinander. Bald schon knistert es zwischen der einsamen Großstadt-Single-Frau und dem Vorzeigeritter aus dem Mittelalter. Sie wollen sich kennenlernen und verabreden sich eines Nachts in einer völlig abgedunkelten Wohnung. (Quelle http://www.neobooks.com/werk/33147-date-im-dunkeln.html)


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Buch: Was wir nicht sehen

Autor/in: Mara Stadick
Verlag: Tauber Verlag
Seitenanzahl: 150
ISBN: 978-3-943462-05-0
EBook-ISBN: 978-3-8476-5909-9
Internetseite des Verlags: http://www.tauberverlag.de/


Klappentext:

Eine Frau trifft einen Mann in absoluter Dunkelheit. Eine andere Frau besucht einen Mann nachts im Schlaf. Eine weitere Frau lässt sich an einem geheimen Ort aufspüren. Drei Begegnungen von Fremden unter ungewöhnlichen Bedingungen mit offenem Ausgang. Und jedes Mal stellt sich die Frage: Wie nah können sich zwei Menschen unter solchen Voraussetzungen kommen? Und wie nah wollen sie sich kommen?


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